Ob Leichtathletik, Radsport oder Mixed Material Arts – im Spitzensport wird Körper und Geist so einiges abverlangt. Danach braucht der Körper Zeit, um sich von den Strapazen oder eventuellen Verletzungen zu erholen. Manche Dopingsünder erhoffen sich durch den Griff zur verbotenen Substanz eine verkürzte Regenerationsphase, um rasch wieder die gewohnten Leistungen erbringen zu können. Andere erhoffen sich hingegen einen Kraftzuwachs, bessere Ausdauer oder erhöhte Konzentration. Wiederum andere möchten schlicht und einfach Niederlagen vermeiden. Die Gründe für Doping sind vielfältig. Welche Sportarten und Länder besonders häufig von Dopingfällen betroffen sind, erfahren Leser hier.
Sportarten mit den meisten Dopingfällen
Dieses Ranking führt wohl niemand gerne an. In der untenstehenden Grafik sind die Sportarten mit den meisten Dopingfällen bzw. Sperren aufgelistet. An der traurigen Spitze steht Leichtathletik: In keiner anderen Sportart wird so häufig zu Doping-Mitteln gegriffen wie hier. Während den Olympischen Spielen in Tokio 2021 wurden allein 81 Fälle gemeldet. Das Problem zieht sich quer durch die Unterdisziplinen Springen, Laufen und Werfen mit Fällen von Russland bis Kenia.
Dicht gefolgt auf Platz 2 und Platz 3 landen Bodybuilding und Gewichtheben. Das Gewichtheben hat bereits seit langer Zeit ein massives Doping-Problem. Wäre in diesem Bereich konsequenter getestet geworden, wären vermutlich noch weitaus mehr Dopingfällen ans Tageslicht gekommen. Verbandspräsident Tamas Ajan soll sogar dabei geholfen haben, ein korruptes System zur Vertuschung von Doping mit aufzubauen.
Keine Frage: Bei diesen Sportarten müssen Körper und Psyche Höchstleistungen vollbringen – vor allem dann, wenn die Sportarten professionell betrieben werden. Der Druck ist zudem immens: Mit der Karriere kann es oft ganz schnell zu Ende gehen, wenn man nicht mehr solche Spitzenleistungen wie andere Kollegen erbringen kann. Das erzeugt bei manchen Sportlern einen solchen Erwartungsdruck, dass diese zu verbotenen Dopingmitteln greifen.
Länder mit den meisten Dopingfällen
Trauriger Spitzenreiter in diesem Ranking ist Indien. Mit insgesamt 285 Sperren gibt es in keinem anderen Land der Welt so viele Sperren wie hier. Doch auch in Russland, in den USA, der Türkei, Kasachstan und Brasilien greifen Spitzensportler häufig zu der verbotenen Substanz. Wir sprechen hier natürlich nur von den offiziellen Sperren - die Dunkelziffer im Bereich Doping fällt vermutlich um einiges höher aus.
So gefährlich ist Doping
Doping ist kein Kavaliersdelikt und aus einem guten Grund streng verboten: Nicht nur, dass Doping unfair gegenüber sauberen Kollegen ist, sondern die verbotenen leistungssteigernden Substanzen schaden auch der Gesundheit der Sportler massiv. Neben körperlichen Folgen sind auch schwerwiegende psychische Nebenwirkungen wie z.B. eine psychische Abhängigkeit möglich. Dopingmittel hinterlassen ihre Spuren im Körper und können rasch abhängig machen. In sehr schlimmen Fällen kann es sogar zum Tod durch Organversagen kommen.
Verbotene Dopingmittel
Doch welche Substanzen zählen überhaupt zu den verbotenen Dopingmitteln? Gehört ein Präparat, Arzneimittel oder Medikament der folgenden verbotenen Klassen an, ist es im Sport verboten. Wer auf Medikamente angewiesen ist und Spitzensport betreibt, sollte sich daher immer vergewissern, dass keine verbotenen Substanzen im Medikament enthalten sind.
- SO: Nicht zugelassene Substanzen
Dabei handelt es sich um jene Arzneimittel, die derzeit nicht durch eine staatliche Gesundheitsbehörde zur therapeutischen Anwendung beim Menschen zugelassen sind. - S1: Anabole Substanzen
Diese Klasse ist wahrscheinlich den meisten Menschen ein Begriff. Im Zusammenhang mit Dopingmitteln wird sehr häufig von Anabolika bzw. Steroidhormonen berichtet. Diese ähneln dem männlichen Sexualhormon Testosteron und fördern den Aufbau von mehr Muskelmasse. - S2: Hormone
In dieser Klasse sind vorwiegend Hormone zusammengefasst, die der menschliche Körper ganz natürlich produziert, die aber auch synthetisch hergestellt werden können. Dazu zählen z.B. Peptidhormone. - S3: Beta-2-Agonisten
Beta-2-Agonisten haben eine bronchienerweiternde Wirkung und kommen daher in der Asthma-Therapie zum Einsatz. Man geht davon aus, dass durch Beta-2-Agonisten mehr Sauerstoff ins Blut gelangen kann. Gängige Beta-2-Agonisten sind zwar im Sport erlaubt - allerdings nur mit einer Dosierung im therapeutischen Bereich. Für alle anderen Beta-2-Agonisten müssen Sportler eine medizinische Genehmigung beantragen. - S4: Hormon- und Stoffwechsel-Modulatoren
Hierbei handelt es sich um Hormone sowie um Substanzen, welche die Wirkung und Aktivität von Hormonen beeinflussen können. Männliche Athleten greifen häufig zu den sogenannten Hormon-Antagonisten, um die Nebenwirkungen von anabolen Substanzen zu vermeiden. - S5: Diuretika und andere Maskierungsmittel
Auch Diuretika werden zur Verschleierung genutzt: Sie führen zu verwässerten Urinproben, wodurch der Nachweis von Dopingsubstanzen nicht mehr möglich ist. - S6: Stimulanzien
Dabei handelt es sich um Aufputschmittel, welche die körperliche Leistungsfähigkeit sowie das psychische Wohlbefinden kurzzeitig verbessern. Dazu zählen zum Beispiel Drogen wie Kokain, Ectasy oder Amfetamin. - S7: Narkotika
Darunter versteht man stark wirksame Schmerzmittel. Die Anwendung solcher Mittel birgt ein hohes Suchtpotential. Aufgrund ihrer schmerzstillenden Wirkung werden Narkotika z.B. in Sportarten wie dem Kampfsport eingesetzt, da es hier so oft zu Verletzungen kommt. - S8: Cannabinoide
Unter Cannabinoiden versteht man Substanzen wie Marihuana oder Haschisch, die den Wirkstoff THC enthalten. Die Wirkung ist entspannend und stimmungsaufhellend. Zwar führt Cannabis nicht zu einer Leistungssteigerung, allerdings verbessert es das psychische Wohlbefinden der Sportler. Konsumenten erleben oft eine innere Distanzierung von der aktuellen Situation. Das kann jedoch die Risikobereitschaft erhöhen und dadurch zu mehr Unfällen/Verletzungen etc. führen. - S9: Glucocorticoide
Glukokortikoide sind Bestandteil vieler Medikamente und werden im Leistungssport häufig missbräuchlich verwendet. Obwohl sie eigentlich zur Behandlung von Allergien, Asthma und Entzündungen eingesetzt werden sollten, werden sie im Leistungssport eingesetzt, um Schmerzen zu stillen und Entzündungen zu hemmen.
Emma Richter ist Medizinredakteurin für Gesundheitslust.info. Emma ist Medizinstudenten im 4. Fachsemester und verdient sich als freischaffende Redakteurin nebenher Geld. Sie schreibt seit dem Abitur regelmäßig Beiträge für Medizin- und Gesundheitsportale.