Seit einigen Jahren geistern sie durch die Lande und allenthalben sieht man in den Innenstädten neue Läden aus dem Boden schießen, die nur ein einziges Produkt verkaufen: E-Zigaretten. Doch was muss man sich denn darunter vorstellen?
Bei diesen kleinen elektrischen Apparaten handelt es sich im Grunde um Verdampfer von Flüssigkeiten. Denn während bei den traditionellen Zigaretten in erhster Linie Tabak und das darum befindliche Papier verbrannt und der dabei entstehende Rauch eingeatmet wird, sind es bei den elektrischen Dampfern vor allem Aromastoffe und Nikotin, die in dem Feuchthaltemittel Propylenglycol gelöst und als Dampf eingeatmet werden.
Je nach Geschmack kann der Kunde sich bei speziellen Nachfüllkartuschen selbst zusammen mischen, was passt. Ein Punkt, den Gegner der e-Zigarette als sehr kritisch betrachten. Denn so entsteht ein wahrhaft großes Feld an Möglichkeiten zum Experimentieren, Nicht nur mit Nikotinmengen, die sonst durch Zigarettenrauch gar nicht zu erzielen wären, sondern auch mit anderen Stoffen wie synthetischen und natürlichen Drogen und vielen anderen gesundheitsschädlichen Stoffen.
Doch auch wer die e-Zigaretten nur mit dem Liquid genannten Grundgemisch aus Wasser, Glyzerin, Propylenglykol und den Geschmack gebenden Lebensmittel-Aromen betreibt, kann nicht davon ausgehen, dass er seiner Gesundheit einen Gefallen tut. Es sieht jedoch aus, als wenn die gesundheitliche Belastung durch den Dampf der elektrischen Variante weniger schädlich wäre als die durch herkömmliche Zigaretten.
Alte Idee zeitgemäß vermarktet
Die eigentlich aus dem Jahr 1965 stammende Idee der elektrischen Zigarette, wurde erst vor wenigen Jahren von chinesischen Tüftlern zur Marktreife entwickelt. Die meisten Modelle enthalten einen aufladbaren Akku, der auf Knopfdruck eine Heizspirale erwärmt. Die dadurch erzeugte Hitze verdampft das Liquid, welches dann direkt vom Konsumenten mit der Atemluft eingeatmet werden kann. Während vor allem spezielle Mini-Modelle im Look einer herkömmlichen Zigarette gestaltet sind und mit Hilfe von LED-Lampen sogar das Glimmen traditioneller Zigaretten imitieren, scheinen sich doch die länger unabhängigen größeren Modelle auf dem Markt durchzusetzen. Verständlich, lässt doch das größere Design zu, dass leistungsstärkere Akkus verbaut werden können. Dies ermöglicht vor allem Vieldampfern, längere Zeit vom Stromnetz unabhängig zu sein.
Mit zeitgemäßen Marketingmaßnahmen erobern diese neuen, inzwischen nicht mehr nur chinesischen Dampfer nun seit dem Jahr 2006 den weltweiten Markt. Aufgrund der Kürze der Zeit sind bisher kaum Studien veröffentlicht worden, die eine Aussagekraft bezüglich der Wirkung der verschiedenen Inhaltsstoffe auf den menschlichen Körper haben. Und die Langzeitwirkungen sind natürlich noch nicht einmal abschätzbar.
Es sieht jedoch so aus, als wenn der immer wieder zitierte Vergleich zwischen herkömmlichen und den elektrischen Zigaretten sehr hinkt. Denn einer der aller grundsätzlichsten Unterschiede ist eben, dass vollkommen verschiedene Stoffe mit unterschiedlichen Verfahren so aufbereitet werden, dass sie eingeatmet werden können. Während bei den Zigaretten Bestandteile der Tabakpflanze verbrannt werden und dabei feste Stoffe, wie Teer, Nikotin und andere Rauchbestandteile in die Lunge gelangen, sind es bei der elektrischen Variante verdampfte Flüssigkeiten, die eingeatmet werden.
Wirkungen von Rauchen und Dampfen auf den Organismus
Verfechter natürlicher Produkte führen zwar oft an, dass bei einigen Zigarettenmarken keine Zusatzstoffe verwendet und somit nur rein natürliche Ausgangsstoffe verraucht werden. Eine Prämisse, die e-Zigaretten nicht erfüllen können. Aber bekanntlich heißt „natürlich“ ja nicht immer auch zwangsweise „gesund“.
Bei traditionellen Zigaretten legen sich die festen Stoffe, die bei der Zigarette eingeatmet werden, auf den Wänden der Lungen und Atemwege ab und zerstören die wichtigen Flimmerhärchen in der Bronchialschleimhaut. Gleichzeitig wird vermehrt Schleim produziert, der von eben diesen Flimmerhärchen abtransportiert werden sollte. Genau wie in die Lunge eintretenden Schmutzpartikel und andere Fremdstoffe mit ihrer Hilfe wieder aus dem Körper heraus befördert werden sollen.
Auch die Lungenbläschen werden von jahrelangem Rauchen zerstört, wodurch weniger Sauerstoff aus den Lungen ans Blut abgegeben werden kann. Dem Körper steht also bei der gleichen Lungenarbeit weniger des lebenswichtigen Sauerstoffs zur Verfügung.
Beim Rauchen verengen sich die Blutgefäße. Dadurch erhöht sich das Risiko für die gefürchtete Arteriosklerose. Diese ist die Hauptursache der beiden häufigsten Todesursachen Herzinfarkt und Schlaganfall. Die Arteriosklerose beginnt bei Rauchern nicht nur früher, sondern verläuft meist auch sehr viel stärker als bei Nichtrauchern.
Ein erhöhtes Krebsrisiko ist ein weiterer Faktor, der direkt mit dem Rauchen in Verbindung zu bringen ist. Aber auch die periphere Verschlusskrankheit, in deren Folge es unter Anderem zum gefürchteten Raucherbein kommen kann ist eine bekannte und leider auch sehr häufige Folge des Rauchens.
Dagegen kann man, wie erwähnt, zurzeit noch nicht wirklich abschätzen, mit welchen Schädigungen des Organismus durch den Dampf der e-Zigaretten zu rechnen sein wird. Denn schädigende Veränderungen an Zellen und Organen werden erst dann eindeutig dem Gebrauch von e-Zigaretten zugeordnet werden können, wenn sich eines Tages mehrere dampfende Patienten mit vergleichbaren Erkrankungen bei ihren Ärzten vorgestellt haben werden.
Vorher ist kaum damit zu rechnen, dass unabhängige und somit objektive Labors Versuchsreihen starten werden, die wissenschaftlich haltbare Ergebnisse liefern können. Denn solche Versuche sind sehr kostspielig.
Jedoch warnen schon heute die ersten Lungenfachärzte vor möglichen Schädigungen, die durch das Verdampfen der beiden als Feuchthaltemittel bekannten Stoffe Glyzerin und Propylenglycol entstehen könnten. Bei einer kontrollierten Studie aus dem Jahr haben 30 Raucher für 5 Minuten den Dampf von e-Zigaretten eingeatmet. Eine zweite Gruppe, die zur Kontrolle beobachtet und getestet wurde, wurde im gleichen Zeitraum nicht dem Dampf des Liquids ausgesetzt.
Im Anschluss wurde festgestellt, dass die Dampfer eine auffällige Einengung der Atemwege erlitten. Das heißt, die Menge an Atemluft, der in die Lungen gelangen konnte, war sehr viel geringer, als er sein sollte.
Ein weiterer Wert war auffällig: Um eine Entzündung der Bronchien festzustellen, wird bei Patienten auch die Menge des ausgeatmeten Stickoxids gemessen. Ist diese zu niedrig, gilt dies als ein Hinweis auf eine Entzündung. Auch bei den Probanden, die inhaliert hatten, zeigte sich dieser Wert als zu niedrig. Ein Ergebnis, das zeigt, dass auch das Dampfen negative Auswirkungen auf Atemwege und Lungen hat, die bei fortgesetztem Konsum zu einer dauerhaften Schädigung des Atemapparates führen wird.
Hinzu kommen verschiedene andere Gefahren. So besteht vor allem bei Rauchern, die bisher traditionelle Rauch-Zigaretten konsumiert haben, die Gefahr, dass sie mit Hilfe der e-Zigarette ihre Sucht verfestigen. Denn dort wo in der Öffentlichkeit häufig ein Rauchverbot besteht, können meist e-Zigaretten ungehindert verwendet werden. So kann die Nikotinsucht durch die e-Zigarette sogar verstärkt werden. Außerdem kann bei einigen e-Zigaretten das Liquid selbst gemixt werden, wodurch die Nikotinmenge beliebig manipuliert werden kann. Während in Tabakblättern nur eine verhältnismäßig geringe Nikotinschwankung vorkommt, kann die von einer e-Zigarette zur anderen extrem groß sein.
Zudem besteht ein großes Risiko dafür, dass Raucher, die auf die e-Zigarette wechseln, um sich von ihrer Sucht zu lösen, einer Selbsttäuschung unterliegen könnten. Statt die Nikotinsucht abzulegen, verschiebt sich der Konsum vom Rauch zum Dampf.
Kritiker sehen in den vielen beliebten Geschmacksrichtungen, die zum Teil sogar sehr süß sein können, eine große Gefahr für Jugendliche und Kinder, leichter in die Gewohnheit des Rauchens und so später auch in die Nikotinsucht zu rutschen. Denn Pfefferminze, Erdbeere, Vanille und Co. locken gerade diese Zielgruppe zum Konsum der e-Zigarette. Der Weg hin zum Zumischen von Nikotin oder auch anderen gesundheitsschädlichen Stoffen ist schnell geebnet, weshalb einige Gegner solche Geschmacksrichtungen gänzlich verbieten möchten.
Sascha Krüger ist freischaffender Redakteur für die Themenbereiche Gesundheit und Medizin. Hauptberuflich ist er Physiotherapeut und schreibt nebenher leidenschaftlich gern über medizinische Themen. Zu seinen Kunden zählen seriöse Gesundheits- und Medizinportale sowie auch Onlinemagazine, wie auch gesundheitslust.info.