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In vielen Ländern ist es seit Jahrhunderten im Gebrauch, in der EU erst seit wenigen Jahren zugelassen. Dabei ist der Lebensmittelmarkt regelrecht euphorisch: Stevia scheint das Wundermittel zum Süßen aller Speisen schlechthin zu sein: gesund, kalorienfrei, um ein Vielfaches süßer als Zucker und ein absolutes Naturprodukt. Doch wie lässt sich Stevia unbedenklich verwenden?
Was ist Stevia?
Bei Stevia handelt es sich genau genommen um eine kleine Pflanze namens Stevia rebaudiana, aufgrund ihrer natürlichen Süße auch Honigkraut genannt, die aus Südamerika stammt. Südamerikanische Völker verwenden sie seit Jahrhunderten, und auch im asiatischen Raum erfreut sich das Süßungsmittel, das aus ihren Blättern gewonnen wird, großer Beliebtheit.
Die Stevia-Pflanze ist im Vergleich zur europäischen Zuckerrübe 30-mal süßer. Der Süßstoff, der in konzentrierter Form aus der Pflanze gewonnen wird, ist sogar 300-mal so süß wie herkömmlicher Haushaltszucker. Diesen Süßstoff, man bezeichnet ihn als Steviosid gilt als wahres Wundermittel. Natürliche Süße ohne Reue – dies klingt beinahe zu schön um wahr zu sein.
Die Vorteile von Stevia
Stevia besitzt eine enorme natürliche Süße. Dabei enthält sie keinen Zucker, was man aus anderen süßen Naturprodukten wie beispielsweise Früchten kennt. Unter Verwendung von nur sehr geringen Mengen lassen sich Gerichte nach Geschmack süßen, wofür wir üblicherweise wesentlich mehr Zucker verwendet hätten. Im Gegensatz zu Zucker gilt Stevia jedoch als absolut kalorienfrei. Dies liegt darin begründet, dass der menschliche Körper Stevia nicht verwerten oder verarbeiten kann und völlig unverdaut wieder ausscheidet. Somit garantiert Stevia süßen Genuss, ohne den Gang auf die Waage fürchten zu müssen.
Ein weiterer wichtiger Vorteil besteht darin, dass Stevia im Gegensatz zu den uns bisher bekannten Süßungsmitteln wie Zucker – auch zum natürlichen Fruchtzucker – keine schädigende Wirkung auf unsere Zähne hat. Karies und Plaque, die zum großen Teil auf den Zuckerkonsum zurückzuführen sind, werden durch Stevioside nicht begünstigt.
Ebenso konnte bei verschiedenen Studien beobachtet werden, dass Stevia den Blutzuckerspiegel nicht beeinflusst. Auch hierin liegt ein wesentlicher Vorteil gegenüber herkömmlichen Zuckers.
Übergewicht, erhöhter Blutzuckerspiegel und Karies scheinen also passé, trotz süßer Gaumenfreude. Und darüber hinaus ist Stevia ein rein natürliches Pflanzenprodukt, ohne künstliche Zusatzstoffe, ohne Aromen oder Geschmacksverstärker. Sich an der Verwendung von Stevia zu versuchen, ist also ein äußerst lohnenswerter Gedanke.
Die Nachteile von Stevia
Es gibt immer eine Kehrseite der Medaille, und die hat auch das Süßungsmittel Stevia.
Rein geschmacklich ist es zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Besonders Kinder tun sich anfangs oft schwer damit, das Süßungsmittel als Zuckerersatz zu akzeptieren. Einige beschreiben das typische Stevia-Aroma als lakritzartig, andere als metallisch oder bitter. Zum Teil hängt dies mit der Konsistenz zusammen, in der Stevia verwendet wird. Frisch gemahlen aus Stevia-Blättern ist der Geschmack intensiver als in der flüssigen Version. Völlig geschmacksneutral ist Stevia bislang in keiner Form, eine Gewöhnungszeit wird man einkalkulieren müssen.
Gewöhnungsbedürftig und für Anfänger etwas kompliziert ist auch die Dosierung. Aufgrund seiner enormen Süße, die die des herkömmlichen Zuckers um ein Vielfaches übersteigt, können Rezepte nicht so einfach 1 zu 1 umgewandelt werden. Dies macht den Umstieg ungleich schwieriger als bei anderen Zuckerersatzmitteln.
Dass Stevia erst seit wenigen Jahren in der EU als Süßungsmittel zugelassen wurde und über seine Wirkungsweise und mögliche Nebenwirkungen noch nicht Hinreichendes bekannt ist, verunsichert viele. Aufgrund einer früheren Studie, die schädliche Veränderungen der DNA von Laborratten ausgewiesen hatte, nachdem diese über einen längeren Zeitraum mit Stevia gefüttert worden waren, war Stevia in Deutschland lange Zeit verboten. Heute gilt eben jene Studie als höchst umstritten, da zum einen die verabreichten Dosen an extrahierten Stevia-Süßstoffen völlig überdimensioniert waren und zum anderen die DNA-Veränderungen auch nicht ausreichend belegt werden konnten. Das aufkommende Gerücht, diese Studie sei von namhaften Süßstoffherstellern finanziert worden, um den unliebsamen Konkurrenten aus dem Weg zu schaffen, trug nicht nur Vertrauensbildung bei. Aus diesem Grund konnte Stevia letzten Endes doch den deutschen Markt erobern, doch eine kleine Unsicherheit bleibt. Noch gibt es nicht ausreichend Langzeitstudien, noch sind nicht alle möglichen Nebenwirkungen des Wundermittels erforscht wurden. Einige neuere Studien an Ratten zeigten übermäßige Gewichtsabnahme der Tiere, doch auch hier konnte kein unmittelbarer Zusammenhang mit der Süßpflanze hergestellt werden.
Genuss mit Bedacht
Stevia könnte über kurz oder lang definitiv eine gesündere, natürlichere und figurfreundlichere Alternative zu Zucker darstellen. Da man jedoch noch nicht weiß, wie sich der Verzehr über einen längeren Zeitraum auswirkt, empfiehlt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, Stevia mit Bedacht einzusetzen und die Tageshöchstdosis von vier Milligramm Stevioläquivalenten pro Kilogramm Körpergewicht nicht zu überschreiten. Dies ist natürlich leichter gesagt als getan, da der tatsächliche Gehalt in den seltensten Fällen angegeben ist und die empfohlene Dosis somit im Alltagsgebrauch nicht einfach errechnen werden kann. Grob lässt sich sagen, dass man mit Stevia dosiert umgehen und es nicht übermäßig einsetzen sollte. Die kontrollierte Verwendung im Rahmen einer normalen Verwendung sollte unbedenklich sein.
Stevia für Anfänger
Wer sich entschließt, beim Kochen oder Backen den Zuckerverbrauch zu senken und statt dessen zu der gesünderen Alternative Stevia zu greifen, sollte dies behutsam tun, um die Süße richtig dosieren zu lernen. Dafür empfiehlt es sich, zunächst einfache Getränke wie Zitronenwasser oder Naturjoghurt und Quarkspeisen vorsichtig zu süßen. Flüssige Stevioside lassen sich am leichtesten dosieren. Auch ist der Eigengeschmack in dieser Variante recht gering.
Zum Einsatz beim Kochen oder Backen sollten Anfänger sich zunächst auf spezielle Rezepte beschränken, die eigens für das Kochen/Backen mit Stevia kreiert wurden. Es gibt hierfür bereits zahlreiche Koch-/Backbücher sowie Rezeptsammlungen im Internet.
Erfahrenere Stevia-Nutzer werden in der Lage sein, auch im alltäglichen Gebrauch Stevia richtig zu dosieren und als Ersatz für raffinierten Haushaltszucker zu verwenden.
Felix Teske ist Gesundheitsredakteur für Gesundheitslust.info. Felix ist hauptberuflich Heilpraktiker und schreibt nebenbei als Freischaffender für diverse Gesundheitsportale Artikel in den Fachgebieten Homöopathie und alternative Medizin. Er hat schon viele Jahre Erfahrung in der Gesundheitsredaktion.