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Eltern widmen der motorischen Entwicklung der Kleinkinder eine große Aufmerksamkeit. Das erste Lebensjahr ist besonders von den vielfältigen Veränderungen in der Bewegung und der Koordination sowie dem Gleichgewicht geprägt. Grobmotorische Fähigkeiten erlauben es dem Menschen, sich aufrecht zu halten und sich so fortzubewegen und feinmotorische Fähigkeiten sind die Bewegungen in der Mimik und der Gestik, die der sprachlichen Artikulation und des Malens und Schreibens.
Eine Entwicklung dieser motorischen Fähigkeiten verläuft von dem Kopf bis zu den Füßen, also von oben nach unten. Eine Voraussetzung dieser Selbststeuerung ist, dass dem Kind Möglichkeiten eingeräumt werden, sich seinem Entwicklungsstand entsprechend motorisch zu betätigen.
Die Motorik des Kindes zwischen 0 und 9 Monaten
Ein Neugeborenes hat keine Kontrolle über die Nackenmuskulatur und legt den Kopf daher immer zur Seite, wenn es auf dem Bauch liegt genauso, wie wenn es auf dem Rücken liegt. Ab einem Monat kann es in der Bauchlage das Kinn für ein paar Sekunden hochheben, wenn es z.B. etwas interessantes entdeckt. Bald darauf kann es das Köpfchen im 45 Grad Winkel hochheben. Mit 2 Monaten stabilisiert sich der Kopf kurzfristig, wenn das Kind z.B. auf dem Arm gehalten wird. Der Kopf muss aber immer noch gestützt werden.
Mit 3 Monaten kann das Kind den Kopf in Bauchlage aufrecht halten und sich mit den Ellenbogen aufstützen. In Rückenlage kann man das Kind jetzt in die Sitzposition ziehen, ohne dass der Kopf wegkippt. Nur noch bei plötzlichen Bewegungen braucht es Unterstützung, es kann die Schulter- und Nackenmuskulatur jetzt alleine gerade und auch fest halten.
Ein Neugeborenes zieht die Glieder zum Körper hin, diese Haltung nennt sich Fötusposition. Die Bewegungen des Babys sind in den ersten Wochen stark eingeschränkt, da der Kopf im Verhältnis zum Körper relativ groß und schwer ist. Die Fötusposition wird um so weniger eingenommen, je mehr das Baby die Kopfhaltung kontrollieren kann. Wenn das Baby wach ist, bewegt es sich gerne und das Strampeln unterscheidet sich immer deutlicher von den frühen unkontrollierten Bewegungen.
Im ersten Monat sind viele Bewegungen von Reflexen geprägt. Im Rahmen der Entwicklung wird es ein Greifen, Krabbeln und Laufen. Anfangs gibt es den Greifreflex, immer wenn die Handinnenfläche von etwas berührt wird, schließt sich die Hand. In den ersten Wochen sind die Hände meist zu Fäusten geschlossen und nur bei Erschrecken wird die Hand geöffnet und die Finger werden gespreizt. Mit 1 – 2 Monaten verschwindet der Greifreflex und die Hände sind meist geöffnet und ab 2 Monate wird das Kind sich seiner Hände bewusst.
Das Kind hat ab 5 Monaten die volle Kontrolle der Kopfhaltung erreicht. Das Köpfchen kippt auch bei plötzlichen Bewegungen nicht mehr weg. Außerdem kann es die Beine so weit beugen, dass es mit den Händchen die Füße berühren kann und steckt sich alles, was in den Mund passt, hinein. Füße und Hände sind von nun an ein verfügbares Spielzeug. Ab 3 Monate kann sich das Baby von der Rückenlage auf die Seite umdrehen. Mit 6 Monaten gelingt ihm auch eine komplette Drehung.
Zwischen dem 7. und 10. Monat beginnt das Kind mit der Fortbewegung. Es wird zuerst mit ein wenig Hilfe der Arme vorangekrochen, dann kommen die Beine als Antrieb hinzu. Danach gelingt es dem Baby auf Händen und Knien in die Wipphaltung zu kommen und es versucht, durchzustarten. Anfangs klappt das Krabbeln oft nur rückwärts, erst danach schafft es auch das vorwärts krabbeln. Es ist allerdings von Kind zu Kind unterschiedlich, manche lassen die Phase des Krabbelns auch völlig aus. Die Babys probieren verschiedene Methoden der Fortbewegung. Mit 7 Monaten kann das Kind einige Zeit sitzen bleiben, ohne umzukippen. Lassen Sie das Kind aber nicht zu lange sitzen, da diese Position noch nicht der momentanen Muskelentwicklung entspricht und das zusammensacken ist nicht gut für den Rücken.
Durch das Verhalten und die Bewegungen des Kindes merken Sie allerdings recht schnell, welche Art des Sitzens oder Liegens für das Kind angenehm sind. Wenn es 3 Monate alt ist, kann es die Rücken- und Hüftmuskeln noch nicht anspannen und es wird beim Versuch des Sitzens zusammensacken. Passen Sie die Sitzposition den muskulären Fähigkeiten des Babys an. Meistens bringen die Kinder auch deutlich zum Ausdruck, wann sie gerne sitzen möchten, sie strecken dann die Arme unmissverständlich hoch und heben den Kopf und die Schultern angestrengt an.
Mit etwa 9 Monaten gelingt dem Baby das selbstständige Aufsetzen. Danach kann das Kind sich auch vor- und seitwärts hinüberbeugen, ohne gleich umzukippen. Ab 6 Monaten haben die Babys Spaß daran, in den Armen der Eltern auf dem Schoß zu stehen und die Beine zu beugen und zu strecken. Mit 9 Monaten ist das Kind in der Lage, sein gesamtes Gewicht zu tragen und es kann das Gleichgewicht halten, wenn es sich irgendwo festhalten kann. Das ist der Beginn des Laufens.
Ab 4 Monate entwickelt sich die Greiffähigkeit mit den Händen. Mit 6 Monaten kann das Kind auch mit einer Hand Greifen, immer noch mit der Handinnenfläche. Bald darauf kann es Dinge von einer Hand in die andere hinübergeben. Die Hände sind aber funktional noch nicht voneinander getrennt, so dass das Kind den Gegenstand aus einer Hand oft verliert, während die andere Hand geöffnet wird, um den Gegenstand zu nehmen. Die Hände öffnen sich gleichzeitig. Mit 8 Monaten greift das Kind nicht mehr mit der Handinnenfläche, sondern im Scherengriff. Es werden der Daumen und die Zeigefinger benutzt und die Dinge erst von beiden Fingern umschlossen. Bald darauf werden die Fingerkuppen eingesetzt.
Mit 9 Monaten kann das Baby dann den Pinzettengriff anwenden und kleine Gegenstände greifen. Die neue Fertigkeit wird gerne an winzigen Dingen, wie z.B. Teppichflusen und auch Krümeln einstudiert. Mit 9 Monaten klappt das Greifen dann recht gut, nur im ersten Lebensjahr haben die Kleinen dann noch Probleme mit dem Wiederloslassen. Dazu sind heftige Schleuderbewegungen nötig. Das willentliche Lockern der Muskeln funktioniert noch nicht richtig.
Die Motorik des Kindes ab dem 10. Monat
Mit 10 Monaten kann sich das Kind zum Stehen hochziehen, kann sich aber nicht allein wieder setzen. Die Muskelkontrolle der Knie und der Füße ist nun recht fortgeschritten. Das Kind wagt nun langsam mit Festhalten seinen ersten Schritt auch zur Seite. Jetzt werden die Eltern des Kindes versuchen, es an der Hand zu führen, um das Laufen zu üben. Dabei kann das Kind aber verunsichert werden, weil es den festen Halt nicht mehr hat, sondern nur die wackeligen Hände. Lassen Sie das Kind in seinem eigenen Tempo die Schritte durcharbeiten. Motivieren Sie es und sparen Sie nicht mit Lob. Ein Antrieb zur Eile, das es laufen lernt, ist völlig verkehrt.
Das seitliche Gehen wird noch einige Zeit beibehalten und immer weiter ausgearbeitet. Es lernt, Lücken zu überwinden, sofern es sich nicht um große Lücken handelt. Dabei lässt es den Halt solange nicht los, bis eine Hand wieder einen Haltepunkt erreicht hat. Von 14 – 16 Monaten folgen dann Schritte auch ohne Stütze, das Kind überquert Zwischenräume ohne festen Halt und entdeckt dabei, dass es frei stehen kann.
In dieser Zeit ist es dem Kind eine große Hilfe, wenn im ganzen Raum Möbelstücke so angeordnet sind, dass das Kind den kompletten Raum erwandern kann. Eine große Motivation ist auch das, komm zu Mama Spiel, das Kind läuft gerne in die geöffneten Arme der Mutter. Mit 16 – 18 Monaten läuft das Kind noch etwas unkontrolliert, es hat keine Bremse und auch noch keine richtige Steuerung. Vor Hindernissen und Gefahren kann es nicht schnell genug ausweichen.
Ab 24 Monaten sind diese Schwierigkeiten dann aber überwunden. Bis 17 Monate muss sich das Kind noch recht stark auf die neue Fähigkeit Laufen konzentrieren und es kann mit dem Laufen gleichzeitig nichts anderes tun. z.B. muss es sich erst setzen, wenn es spielen will und muss sich erst hochziehen, wenn es das Spielzeug wieder weglegt. Und sogar zuhören geht nur, wenn es dabei stehen bleibt oder es sich hinsetzt.
Schnell wird es aber sicherer beim Laufen und es kann dann beim Laufen auch Zuhören. Mit 18 Monaten kann es dann in gleichmäßigen Schritten laufen, gehen und auch rückwärts gehen. Das Kind fällt jetzt nur noch selten hin. Wenn es sich festhält, kann es auch Treppen steigen. Jetzt kommen in den weiteren Monaten und auch Jahren andere Bewegungsmuster wie z.B. Dreirad fahren, Roller fahren und Klettern oder Seilspringen dazu. Wenn es den Eltern so vorkommt, als wenn das Kind wenig Fortschritte macht, so müssen diese bedenken, dass das Kind ja auch noch andere Entwicklungsschritte zu bewältigen hat, wie z.B. beim Denken und bei der Sprache.
Das Kind benötigt zu jedem Entwicklungsschritt eine gewisse Zeit, damit die Fähigkeiten erreicht werden. Ab 11 Monate liebt das Kind es, die Dinge zu ergreifen, sie zu verstecken und wieder hervorzuholen. Es kann ebenfalls in die Hände klatschen. Mit 15 Monaten lernt das Kind eine Tasse zu halten und lernt, daraus zu trinken, ohne etwas zu verschütten. Außerdem lernt es mit einem Löffel zu essen. Auch der Bau mit drei Bauklötzen gelingt jetzt und das an- und wieder ausziehen gewinnt an Bedeutung. Mit 18 Monaten blättert es mehrere Seiten auf einmal im Bilderbuch durch und entdeckt seinen Spaß am bunten Kritzeln. Mit zwei Jahren kann es die Buchseiten auch einzeln umblättern und sich schon die Kleidung selber an- und ausziehen, auch der Umgang mit Stiften ist geübter. Mit 2,5 Jahren können Bauklötze mit 8 Bausteinen gebaut werden und es kann dann mit den größeren Knöpfen umgehen.
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Felix Teske ist Gesundheitsredakteur für Gesundheitslust.info. Felix ist hauptberuflich Heilpraktiker und schreibt nebenbei als Freischaffender für diverse Gesundheitsportale Artikel in den Fachgebieten Homöopathie und alternative Medizin. Er hat schon viele Jahre Erfahrung in der Gesundheitsredaktion.