Wie erkennt man eine Wochenbett Depression?

Eine Schwangerschaft und die durchaus schwierige Phase der Geburt sind mit hormonellen Veränderungen verbunden, die auch Auswirkungen auf den physischen Gesamtzustand der Mutter haben können. In den ersten Tagen nach einer Geburt kann es ganz normal sein, dass die Mutter in eine leichte Depression, auch Baby Blues genannt, verfällt.

Die Hormone, die in der Schwangerschaft noch im Übermaß vorhanden waren, bilden sich zurück und es bleibt eine depressive Stimmung, die aber meist nur wenige Tage andauert. Die vorübergehende Depression betrifft bis zu 70 Prozent der Frauen und verschwindet von alleine wieder, ohne dass eine therapeutische Behandlung nötig wäre.

Im Gegensatz zum Baby Blues kann die Wochenbettdepression im schlimmsten Fall mehrere Wochen, sogar Monate andauern und gravierende Folgen für eine bestehende Partnerschaft oder die Beziehung zum entbundenen Kind mit sich bringen. Mit einer Wahrscheinlichkeit von nur etwa 0,2 Prozent ist die Wochenbettdepression zwar sehr selten, aber sollte in ihrer Tragweite dennoch nicht unterschätzt werden.

Aufgrund des meist nicht eindeutigen Krankheitsverlaufes ist die Diagnose einer Wochenbettdepression sehr schwierig, da sie sich, gerade zu Beginn, nicht von einem normalen Baby Blues unterscheidet. Doch gerade bei dieser Art der postnatalen Depression ist eine frühzeitige Erkennung essenziell, da sonst die Beziehung zwischen Mutter und Kind längerfristig, und, vor allen Dingen, irreparabel gestört werden kann. In sehr schwerwiegenden Fällen kann es gar zu Selbstmordgedanken bei der Mutter führen.

Vorbeugung gegen eine Wochenbettdepression ist im gewissen Maße möglich

Geringer sozialer Rückhalt kann eine Wochenbettdepression verstärken oder aber auch bis zu einem bestimmten Grad verursachen. Das selbe Prinzip funktioniert allerdings auch im Umkehrschluss. Ein starker sozialer Rückhalt in der Familie und Unterstützung durch den Partner kann dabei helfen, das Risiko mindern, an einer Wochenbettdepression zu erkranken. Im Vorfeld der Geburt hilft es, wenn ausreichend Gespräche geführt werden, in denen das mögliche Auftreten einer postnatalen Depression skizziert wird.

Direkt nach der Geburt ist die Schwangere einer sehr hohen gesellschaftlichen Belastung ausgesetzt. Sie muss die Mutterrolle auf Anhieb perfekt erfüllen und gerade dieser Druck kann dazu führen, dass der Baby Blues verstärkt wird und sich zu einer langwierigen Wochenbettdepression auswächst. Hormonumstellung und Schlafmangel können ebenso zur Verschlechterung des seelischen Zustandes beisteuern.

Aber auch körperliche Ursachen, denen man entgegen wirken kann, können bei der Wochenbettdepression eine wichtige Rolle spielen. Eisenmangel, Toxoplasmose und bestehende Schilddrüsenerkrankungen tragen zur Entstehung postnataler Depressionen ein und sollten in ihrem Wirkungsgrad nicht unterschätzt werden. Auch eine sehr traumatische Entbindung kann bei der Frau möglicherweise zu einer Wochenbettdepression führen.

Therapiemöglichkeiten  bei einer Wochenbettdepression

Gerade bei einer sehr traumatischen Geburt ist es wichtig, das Erlebte zu verarbeiten und über die gemachten Erfahrungen zu reden. Werden die Ängste und Erlebnisse unterdrückt, hat es fatale Folgen für die Psyche der Mutter. Obwohl die Geburt sicher zu einem der schönsten Erlebnisse im Leben einer Frau gehören kann, sollte nicht vergessen werden, dass es auch einer der anstrengendsten Momente ist.

Die Wochenbettdepression äußert sich in permanenter Unruhe, Verwirrtheit, Wahnvorstellungen bis hin zu schweren Halluzinationen, was eine Therapie unabdingbar macht. Meistens wird eine adäquate Mischung aus Medikamenten und geeigneter therapeutischer Behandlung empfohlen. Mittlerweile gibt es auch schon Anti-Depressiva, die bedenkenlos während der Stillzeit eingenommen werden können. Allerdings kann es, je nach Schwere der Wochenbettdepression, auch notwendig sein, dass die Mutter abstillt, um die notwendigen Medikamente einnehmen zu können.

Die Behandlung einer ausgeprägten Wochenbettdepression kann sich bis zu einem halben Jahr hinziehen, obwohl die angewandten Medikamente meist schon nach kurzer Zeit Wirkung zeigen. Gerade bei dieser Form der Depression ist es wichtig, sicher zu gehen, dass sie vollkommen verschwunden ist, denn nur so kann eine normale Beziehung zum eigenen Kind möglich werden. In sehr schweren Fällen ist eine stationäre Behandlung der Mutter unabwendbar. Einige Einrichtungen bieten mittlerweile auch eine spezielle Mutter-Kind-Betreuung an. Bei dieser Form der Therapie wird dafür gesorgt, dass die Beziehung zum Kind, die ohnehin schon angegriffen durch die spezielle Situation, nicht noch weiter gestört wird, sondern vielmehr intensiviert wird.