Wie gesund ist Gemüse?

Keiner kann heute sagen, er hätte noch nie den Zusammenhang zwischen Krankheit und Ernährung gehört. Hippokrates Ausspruch „Eure Nahrungsmittel mögen eure Heilmittel sein“ wurde oft genug zitiert, um zu wissen, dass ganz normale Nahrungsmittel sehr wohl auch als Heilmittel fungieren können. Der weit verbreitete Irrtum, alles, was gesund sei, schmecke nicht gut, hält sich erstaunlich lange in den Köpfen der Menschheit und manchmal muss wahre Überzeugungsarbeit geleistet werden, ehe das Gegenteil erkannt wird. Nehmen wir z.B. mal die ganz normalen Gemüsesorten: Natürlich wissen wir, dass Gemüse gesund ist, aber warum das so ist, entzieht sich in den meisten Fällen unserer Kenntnis.

Beispiele für die gesunde Wirkung normaler Gemüsen

Nur wenige wissen, dass Salatgurken einen sehr positiven Einfluss auf den gesamten Organismus haben und dass Bohnen aufgrund ihrer vielen Inhalts­stoffe von Ernährungswissenschaftlern als vollwertiger Ersatz für Fleisch empfoh­len werden. Auch Karotten haben einiges mehr zu bieten als das uns bekannte Provitamin A. Und Spargel, die langen weißen Stangen, helfen bei Wassersucht ebenso wie bei Fettleibigkeit. Sellerie ist weitaus mehr als nur Suppenwürze, er wirkt reinigend auf den ganzen Organismus, ist schweißtreibend und ver­dauungsfördernd.

Rettich als „Brotzeit“ ist uns wohlbekannt: Aber auch dass er hartnäckigen Schleim bei Husten und Heiserkeit löst? Wissen wir, dass Blät­ter vom Kopfsalat, zerklei­nert und als Breiumschlag auf die Haut aufgetragen, bei Entzündungen und Verbrennungen helfen?

All diese und noch viele andere Gemü­searten sind mehr als nur wohlschmecken­de und sättigende Beilagen zu Kartoffeln und Reis. Sie tun uns ausgesprochen gut und haben, richtig angewandt, ganz besondere, unsere Gesundheit fördernde Eigenschaften. Die nachfolgend getroffene Auswahl dient nur als anschauliches Beispiel dafür, dass Hippokrates Recht mit seiner Behauptung hatte.

Ebenso wie die uns bekannten Gemüse ha­ben all die vielen Kräuter, die draußen in Feld und Flur nur darauf warten von uns er­kannt zu werden als das, was sie sind, ihre sinnvolle Verwendungsmöglichkeit bei Tisch. Schade ist eigentlich nur, dass wir so wenig über die heilkräftigen „Nebenwirkungen“ unserer Gemüse und Salate wissen.

Abschließend das Zitat eines Mediziners, der das ausdrückt, was wir im Grunde unseres Herzens schon immer wussten: „Welch eine Torheit ist es doch anzuneh­men, der Herrgott hätte bis zum Erschei­nen der großen Chemiekonzerne gewar­tet, um seinen Geschöpfen Heilmittel an die Hand zu geben.“

Bohnen in Küche und Heilkunde

Fenchelsamen
Insbesondere die Fenchelsamen haben eine gesundheitliche Heilkraft. Bildquelle:
barbajones / Shutterstock.com

Allenfalls fällt uns zum Thema „Fenchel“ der in der Volksmedizin bekannte „Fenchel fürs Kind“ ein. Vielleicht wissen wir auch, dass Fencheltee den Kleinen gut tut, wenn sie Blähungen haben. Doch nicht nur Fencheltee, der aus den Sa­men der Fenchelpflanze gemacht wird, hat so gute Wirkungen zu verzeichnen. Auch die Wurzel, die Fenchelknolle, weist heil­kräftige Eigenschaften auf. Fenchelknollen sind nicht dick und rund, sondern eher flach und breit und haben kräftige Seitenwurzeln. Die weißlichgrünen dickschichti­gen Lagen der Knolle werden kleinge­schnitten gedünstet als Gemüse oder roh als Salat gegessen. Der Geschmack ist ty­pisch für Fenchel: eher mild aromatisch als stark würzig.

Als nachgewiesene Inhaltsstoffe des Fenchels wären zu nennen: ätherische Ole, Phenol, Estragol, Chiorogen- und Kaffeesäure. Die Heilwirkung der Fenchelkolle be­schränkt sich auf den harntreibenden Ef­fekt, zu optimieren durch eine leichte Ab­kochung aus der Wurzel, von der man 2 -3 Tassen täglich zu sich nehmen kann.

Noch einmal sollten wir auf die Anwen­dung der Fenchelsamen zurückkommen, denn ihre Heilwirkung beschränkt sich nicht nur auf kleinkindliche Unpässlichkeiten. Fest steht, dass Fenchelsamen appetitanre­gend und verdauungsfördernd wirken, Krämpfe lösen und Gärungen im Darm stoppen. Bei Bauchkrämpfen – und nicht nur bei denen des Kleinkindes – empfiehlt es sich, eine Tasse warmen Fencheltee zu trinken, ebenso bei Unterleibsschmerzen. Es wird auch behauptet, dass Fenchelsa­men bei Erbrechen sowie bei Schluckauf gute Dienste tut. Hier geht, wie immer im Leben, Probieren über Studieren.

Äußerliche Anwendung: Fencheltee (aus den Samen der Pflanze zubereitet) ins heiße Badewasser geschüt­tet ergibt ein anregendes, desodorieren­des und reinigendes Bad. Ferner hilft er bei entzündeten Augenlidern. Als Gurgel­wasser und Mundspülung verbessert er schlechten Mundgeruch. Der Werbeslogan „Fenchel fürs Kleinkind“ – der sich übrigens auch auf Fenchelhonig bezieht – darf getrost dahingehend abge­wandelt werden, dass auch wir Erwachse­ne vom Fenchel profitieren können. Und das nicht nur, weil Fenchelgemüse so gut
schmeckt.

Gurken – Powerpakete heilkräftiger Stoffe

Frische Möhren aus heimischen Gärten
In Möhren steckt mehr als nur Beta Carotin. Bildquelle: 5 second Studio / Shutterstock.com

Sprüche wie „Auf den Heilwert unserer Möhren kann getrost ein jeder schwören“ behält man in der Regel gut, und wenn auch nur wegen des einprägsamen Vers­reims. Natürlich wissen wir alle, dass Möhren gesund sind. Wir wissen auch, dass sie eine ganz beträchtliche Menge Karotin enthalten. Aber Möhren, Karotten, Gelbe Rüben, Wurzeln, Mohrrübe oder Gartenmöhre, wie sie der Volksmund nennt, sie alle haben mehr als „nur“ Karotin aufzuweisen. We­gen ihres Reichtums an Provitaminen und Mineralstoffen wurden sie immer schon geschätzt, denn die Kultur der Möhre ist schon sehr alt und bis in das Jahr 2000 vor Christus nachzuweisen. Inhaltsstoffe der Möhren:

  • Ätherische Öle,
  • Alkaloide,
  • Pyrrolidin und
  • Dancin, Mannit und die
  • Vitamine A, B, C und D sowie
  • verschiedene Mineralien

sind wissenschaftlich nachgewiesen und haben ihr ganz spezielles Wirkstoffspektrum.

Innere Anwendung: Frische Möhren erhöhen die Widerstands­kraft des Körpers, insbesondere die des Magen-Darmtraktes. So hilft die frische Wurzel ausgezeichnet bei Darmbeschwer­den der Kinder (Durchfall), die gekochte dagegen dient als Nahrungsersatz bis zur Besserung der Beschwerden. Geriebene rohe Möhren sind ein gutes Mit­tel gegen Husten, Heiserkeit und Mundfäu­le. Aus Möhrensaft und Sirup (evtl. Zucker) sich ein wohlschmeckender Hustensirup herstellen, den besonders Kinder mögen. Da Möhren einen relativ hohen Kaliumge­halt aufweisen, wirken sie wassertreibend und tragen mit dazu bei, Ansammlungen und Stoffwechselschlacken zu verhüten. So kann mit Recht behauptet werden, dass Mohrrüben den Organismus reinigen und stärken, von daher auch die Stärkung der Immunlage.

Diabetiker sollten viel Möhrensaft trinken, regelmäßiger Genuss fördert die Zuckeraussscheidung im Körper. Autofahrern, die häufig nachts unterwegs sein müssen, wird oft empfohlen, zur Stärkung ihrer strapa­zierten Augen Vitamin A-Präparate ein­zunehmen, denn man weiß, dass gerade dieses Vitamin den Augen guttut.

Äußere Anwendung: Rohe, frischgeriebene Möhren helfen bei Hautreizung und lindern die Schmerzen bei Sonnenbrand und regen die neue Hautbildung an. Den Möhren sagt man generell nach, dass sie sehr gut sind für die Haut, sie nähren und straffen faltiges Gewebe und beruhigen entzündete Hautpartien (bei sehr sensibler Haut vorsichtshalber eine Kompresse zwi­schenlegen).

Rote Bete – Stärkung der Immunkraft

Sellerie
Sellerie gilt als das ultimative Suppenkraut – mit enormer Heilkraft. Bildquelle: ArtCookStudio / Shutterstock.com

viel mehr als ein Suppenkraut Sellerie, auch Suppenkraut genannt, ist eine sehr alte Nutzpflanze, die schon den alten Ägyptern bekannt war. Ob es sich dabei um die kultivierte Form der Pflanze gehan­delt hat oder um ihre Wildform, ist nicht überliefert. Wohl weiß man heute, dass wil­der Sellerie noch wertvoller ist als der dar­aus gezüchtete. Doch auch dieser hält noch eine ganze Menge Gutes für uns bereit.

Als Wirkstoffe sind bekannt: das Glycosid Appin, Olharze, Spuren von ätherischen Ölen, Petroselinsäure und die Vitamine A, B1 und C. Sellerie fördert die Wasserausscheidung, wirkt reinigend, schweisstreibend und ver­dauungsfördernd. Der Genuss von mög­lichst viel Sellerie wird insbesondere Gicht-und Rheumakranken empfohlen.

Übrigens ist die im Volksmund weit verbrei­tete Ansicht, Sellerie wirke stimulierend und anregend auf die Sexualkräfte, bislang noch nicht wissenschaftlich belegt worden. Dafür aber weiss man, dass Blätter und Wurzelknolle den gesamten Harnapparat anregen und als Hilfsmittel bei Urikämie (zu hohem Zuckergehalt im Blut), Nierengrieß, Blasenkatarrh und Fettsucht mit Erfolg ein­gesetzt werden können. Darüber hinaus besitzt Sellerie auch verdauungsfördernde und galletreibende Eigenschaften.

Sellerie muss nicht unbedingt als Knolle ge­gessen werden. Auch im getrockneten Zu­stand, als Tee zubereitet, tut er seine Wir­kung. Auch die Sellerietinktur ist eine Möglichkeit, sich die Heilkräfte der Sellerie einzuverleiben. Es macht kaum Mühe, sich diese selber herzustellen: ca. 20 Gramm Wurzelknolle werden auf 100 ml 25%igem Alkohol 10 Tage lang angesetzt. Nach Fertigstellung nimmt man 1 bis 2 Esslöffel zweimal mal täglich ein, und die harntreibende, verdauungsfördernde Wirkung lässt in der Regel nicht lange auf sich warten. Selleriesaft ist eine Darreichungsform, die vornehmlich aus den Blättern gewonnen wird. Auch hier entfaltet das „Suppenkraut“ seine ganze Heilkraft. In Apothe­ken Reformhäusern und Bioläden ist Selle­riesaft käuflich zu erwerben.

Fest steht, dass Sellerie mehr ist als nur Sup­penwürze, auch wenn der Name „Suppen­kraut“ kaum etwas von den gesundheitsför­dernden Eigenschaften der Pflanze verrät.

Spargel – auch als Tee heilkräftig

Weißkohl
Bildquelle: colnihko / Shutterstock.com

Weißkohl ist ein uraltes Gemüse, dass in jedem Bauerngarten zwischen Ringelblumen und Kresse wunderbar gedieh. Die dicken prallrunden Köpfe bedurften bei der Ernte oft zwei starker Arme, denn Weißkohl kann je nach Sorte kiloschwer werden. Im Herbst wurde das überschüssige Gemüse traditionsgemäß zu Sauerkraut verarbei­tet. Beinah jeder dörfliche Haushalt hatte seinen eigenen großen Sauerkrauttopf. Mindestens einmal pro Woche gab es Sau­erkrautgemüse, herzhaft und lecker zube­reitet, mit oder ohne Fleisch. Nur schade, dass die gesunden Milchsäurebakterien durch das Erhitzen in ihrer Lebendigkeit gehemmt, wenn nicht gar zerstört wurden. Heute weiß man, dass rohes Sauerkraut weitaus gesünder ist als das gekochte. Weißkohl, als Gemüse und Rohkostsalat, bereichert unseren Speisezettel und ist bekannt wegen seines Vitaminreichtums: Vitamin A, Bl, B2, C und E. Wird das Blatt­gemüse milchsauer vergoren als Sauer­kraut, gesellen sich noch Colin und Milch­säure hinzu.

Feinwürziges Sauerkraut bietet sich für ei­ne angenehm durchzuführende Früh­jahrskur an, wo Schlacken ausgeschieden und Verdauung und Ausscheidung opti­miert werden. Bei Verstopfung empfiehlt es sich, täglich eine Tasse rohes Sauer­kraut, möglicherweise noch mit einem hal­ben Liter Buttermilch kombiniert, zu sich zu nehmen. Diese Mischung regt die Darm­tätigkeit auf angenehmste Weise, ohne jegliche Nebenwirkung, an. Auch Sauer­krautsaft dient der Darmpflege.

Manche mögen lächeln und den Kopf schütteln, wenn sie von den altüberlieferten Hausrezepten hören, mit denen man sich früher bei allerlei Unpäßlichkeiten zu helfen wußte. So wurden bei Verbrennungen und Geschwüren Umschläge mit Sauerkraut­wasser gemacht – in unserem modernen Zeitalter ganz in Vergessenheit geraten.